Ohne Jugend ist kein Staat zu machen“. Alle wissen es, doch jeder geht anders damit um. Die Politiker beklagen das mangelnde Interesse der Jugendlichen an Politik, die Jugendlichen die fehlenden Möglichkeiten der Beteiligung – wenn denn Politik überhaupt ein Thema ist. Die Klischees stehen fest, die Vorurteile sitzen tief. Alles übertrieben? Natürlich! Die Schüler der 10. Klassen der Oberschule Kreischa haben gezeigt, dass sie sich sehr wohl für die Probleme in ihrer Gemeinde interessieren. Sie waren mittendrin als aktiver Gestalter im demokratischen Entscheidungsprozess.

Das Planspiel Kommunalpolitik wird seit 2006 sehr erfolgreich an unserer Schule durchgeführt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat durch das Planspiel zum 8. Mal unseren Jugendlichen die Grundlagen der Kommunalpolitik näher gebracht. Die Schüler besuchten am 22.Februar die echte Gemeinderatssitzung in Kreischa. Anschließend suchten sie sich eigene Themen, bereiteten diese dann in Fraktionen für die gespielte Sitzung vor und schrieben Anträge und Anfragen in Zusammenarbeit mit unseren „echten“ Gemeinderäten.

Der Höhepunkt dieser drei sehr arbeitsintensiven Tage war die gespielte Sitzung mit den jugendlichen Räten im Vereinshaus. Die Schüler schlüpften für einen Nachmittag in die Rolle der Gemeinderäte und verbannten die erfahrenen Kommunalpolitiker auf die Zuschauerplätze. Als der Bürgermeister Herr Schöning diese besondere Sitzung eröffnete, war von Politikverdrossenheit und Vorbehalten der Jugendlichen rein gar nichts zu spüren.

Braucht die Gemeinde Kreischa einen Jugendclub, damit die Jugend des Ortes einen gemeinsamen geschützten Treffpunkt erhalten kann? Kann in Kreischa ein öffentlicher Grillplatz errichtet werden, da einige Einwohner nicht die Möglichkeit haben zuhause zu grillen? Oder steht die Sanierung der Schule, insbesondere der Musikraum dringender an? Ist der Belag auf dem Pausenhof wirklich so zerstört, dass dort eine Unfallgefahr besteht? Fragen über Fragen stellten sich die 35 Schüler der 10. Klassen. Die Anfragen und Anträge, die im Vereinshaus zur Sprache kamen, nahm der Bürgermeister Herr Schöning entgegen. Auch dieses Jahr, war er der Bitte der Friedrich- Ebert-Stiftung gefolgt, die Gemeinderatssitzung innerhalb des Planspiels zu leiten. Und es wurde diskutiert. Die fiktive Fraktion „Freie Fraktion Kreischa“ wollte im Gemeinderat durchsetzen, dass ein Pavillon am Lehmberg für die Jugendlichen gebaut wird. Es wurde über den Standort, die Notwenigkeit und die Nutzung diskutiert. Sollen auch Schüler und Hortkinder den Pavillon nutzen? Muss dieser dann auf einem öffentlichen Gelände oder auf dem Schulgelände errichtet werden? Die anderen Fraktionen waren skeptisch. Viele Argumente wurden ausgetauscht. Am Ende stimmten 32 Gemeinderäte für den Pavillon, allerdings wurde der Antrag zuvor abgeändert, ohne den genauen Ort festzulegen, beschlossen.

Die Aufregung der Schüler war an diesem Nachmittag deutlich zu spüren, doch während der anderthalbstündigen Sitzung entspannte sich so mancher in „seiner“ Fraktion. Die Jugend diskutierte heiß und versuchte dabei sachlich zu bleiben. Mancher Lacher entstand in der Runde, wenn zu wenige sich an der Abstimmung beteiligten oder der Bürgermeister die Gemeinderäte erinnerte, dass sie jetzt keine Schüler seien. Doch Lehrer, Schüler und Gemeinderäte waren sehr zufrieden. Wir bedanken uns sehr bei der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Durchführung des Projekts und natürlich geht unser voller Dank an die Gemeinderäte, die sich die Zeit genommen haben mit den Schüler die Anträge und Anfragen auszuarbeiten.

In erster Linie hat das Planspiel da Interesse der Jugendlichen an Politik geweckt. Die Schüler berichteten, dass einige jetzt sehr wohl Lust an Mitgestaltung und Mitsprache haben. Vielleicht haben sie später den Mut sich politisch zu beteiligen, ihre Vorstellungen und Wünsche zu artikulieren und bestenfalls durchzusetzen.

Frau Alban (Gemeinschaftskundelehrerin in Kreischa)