Von Matthias Weigel

Das Ministerium lenkt ein: Die jetzigen fünften Klassen können bestehen bleiben und zwei neue entstehen.

In Kreischa knallten gestern Mittag die Sektkorken. Das Kultusministerium hat seine Schließungspläne für die Mittelschule zurückgenommen. Außerdem dürfen die jetzigen zwei fünften Klassen an der Schule bleiben und zwei neue fünfte Klassen gebildet werden. "Das ist eine wirklich fantastische Nachricht für Kreischa", freute sich Bürgermeister Frank Schöning (FBK).

Und es ist ein Erfolg auf ganzer Linie. "Wir haben so lange dafür gekämpft und jetzt bleibt die Schule tatsächlich im Dorf", sagt Elternsprecher Ingo Lerche überglücklich. Eltern und Kinder könnten sich nun wieder in Ruhe aufs Lernen konzentrieren. "Wir sind froh, dass es jetzt ausgestanden ist."

Mit dem Bescheid endet vorerst eine über zwölf Monate dauernde Odyssee. Im Mai 2010 verfügte das Kultusministerium das Aus der Schule - und dass die 5.Klassen nicht gebildet werden dürfen, weil nur 38 statt 40 geforderter Anmeldungen vorlagen. Dass die beiden Schulklassen dennoch entstanden, verfügte ein Gericht. Ein anderes wollte sie auf Gegenklage des Kultus wieder auflösen - mitten im Halbjahr. Eltern, Schüler und Bürger erzeugten mit Demos, Briefen und in den Medien so großen öffentlichen Druck, dass Kultus letztlich einlenkte, die fünften Klassen bis Schuljahresende genehmigte.

Die Politik erreichte schließlich, dass es bei mindestens 40 Anmeldungen 2011 weitergehen darf. Jetzt liegen 41 Anmeldungen vor. Drei weitere Schüler aus Dresden sollen noch dazukommen.

Die Klage Kreischas, die im Hauptsacheverfahren noch gegen die Schließung lief, ist nun ebenfalls vom Tisch. Nur weil Kreischa vor Gericht zog, konnte Kultus die Schule nicht sofort dicht machen.

Landkreis muss Schule sichern

Dass gestern gleich alles anders kam, schreibt sich auch die Landtagsabgeordnete des Wahlkreises, Andrea Dombois (CDU), auf ihre Fahnen. Sie habe sich nochmals mit Kultusminister Roland Wöller (CDU) verständigt. "Es bringt nichts, das weiter auszufechten", sagt sie. Da die geforderten Schülerzahlen da seien, solle man die Sache auf sich beruhen lassen - zum Wohle der Kinder. Der Erfolg sei letztlich aber vor allem den Eltern zuzuschreiben - die gekämpft und für Anmeldungen gesorgt haben.

Um die Mittelschule jetzt dauerhaft zu sichern, sind jedoch weitere Schritte nötig. Denn der Kreistag des Ex-Weißeritzkreises schmiss Kreischa 2006 wegen schwankender Schülerzahlen aus dem Schulnetzplan - was einer Schließung erst den Weg ebnete. Nun soll Kreischa wieder rein in den Plan, wozu sich der Kreistag bereits bekannte.

Aus Sicht des Landratsamtes wird der Schulnetzplan im Dezember 2011 im Kreistag behandelt. Die CDU wollte das zwar schon im Juni durchboxen - was jedoch wegen des aufwendigen Verfahrens nicht möglich ist. Wenn Kreischa es in den Plan schafft, wären bis 2015 sogar 20 Anmeldungen ausreichend. Denn laut Landesregierung sollen eingeplante, ländliche Mittelschulen ab dieser Stärke erhalten bleiben. Schöning will dennoch 40 Schüler pro Jahrgang anpeilen - das sei für die Schule, für Kreischa und wohl auch politisch besser.

sz-online, 31.05.2011